In ihrer neuen Werkgruppe Auf Sparen folgt … (Reliefs für die Fassaden geschlossener Bankfilialen) untersucht Karla Zipfel, wie junge Menschen in den Social Media über ihre geringen Chancen sprechen, materiellen Wohlstand zu erlangen. Zugleich zeigt sie, wie das Versprechen sozialen Aufstiegs in ihrer Generation als unrealistisch diskutiert wird.

Formal knüpft ihrer Arbeit an die Bildsprache historischer Sandsteinreliefs an Sparkassen- und Genossenschaftsbankfassaden an und überführt sie in eine zeitgenössische Ästhetik. Die Reliefs aus den 1920er- bis 1980er-Jahren zeigten häufig idealisierte Szenen von Arbeit, Sparsamkeit und Gemeinschaftssinn, die insbesondere einkommensschwächere Schichten zu finanzieller Eigenverantwortung anhalten sollten.

Mit ihren künstlerisch nachgeahmten Sandsteinreliefs in Form übergroßer Smartphones macht die Künstlerin Vorschläge, wie Finanzthemen als Teil unseres kollektiven Gedächtnisses im öffentlichen Raum weiterhin sichtbar bleiben könnten. Dies zu einer Zeit, in der Sparkassen aufgrund der Verlagerung des Finanzgeschäfts ins Internet immer mehr ihrer Zweigstellen schließen.

Mit Motto, Motiv und Bildunterschrift greifen Zipfels Reliefs die Erscheinungsweisen von Memes oder TikTok-Videos auf. Ihre dreiteilige Struktur erinnert an barocke Embleme. Memes, die sich seit Mitte der 2010er Jahre im Internet verbreitet haben, erfüllen in der digitalen Kultur eine ähnliche Funktion. Wie einst die Embleme vermitteln sie komplexe Botschaften in verschlüsselter Form.

Karla Zipfels Bilder sind von Inhalten inspiriert, die im Internet zirkulieren. Durch einen künstlerischen Prozess verwandelt sie diese in eigenständige Formen von ikonischer Schärfe. […] In einem aufwendigen bildhauerischen Prozess modellierte sie die Motive aus Architekturpappe auf MDF-Platten. Die aufmodellierten Reliefs bestreute sie mit Sand bestreut und übermalte sie anschliessend mit Acrylfarbe. An bestimmten Stellen ahmte sie die Alterung von Sandstein mit moosgrüner Farbe nach.