Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel. Foto: Marc Doradzillo für Biennale für Freiburg
Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel
Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel
Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel
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Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel
Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel
Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel
Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel
Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel
Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel. Foto: Marc Doradzillo für Biennale für Freiburg
Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel
Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel
Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel
Schnapp (Gesuche) von Karla Zipfel

Schnapp! (Gesuche)

installation (2025)

16 UV prints on canvas in custom frames (passepartouts, texture paste, wall paint), varnished wooden slats, acrylic paint on newspaper pages from „Badische Zeitung“

Text: Biennale für Freiburg 3, kuratiert von Lorena Juan

Wie viele Städte sieht sich auch Freiburg mit einem äußerst angespannten Wohnungsmarkt konfrontiert – selbst ausreichende finanzielle Mittel sind keine Garantie für eine Wohnung. Bei der Wohnungssuche ist Kreativität gefragt. Über mehrere Monate untersuchte Karla Zipfel die Wohnungsanzeigen in der Badischen Zeitung und stieß dabei auf eine wiederkehrende Strategie der Wohnungssuchenden: Viele Anzeigen waren mit handgezeichneten Illustrationen versehen – oft von Kindern -, die zur emotionalen Ansprache potenzieller Vermieter:innen dienten. Schnapp! (Gesuche) versammelt eine Auswahl dieser zweckgebundenen Zeichnungen.

Vergrößert und mittels UV-Druck auf Leinwand übertragen, sind die Bilder in eine hölzerne Rahmenkonstruktion eingebettet, die gleichermaßen an Staffeleien wie an die Architektur von Fachwerkfassaden erinnert. Die passepartoutartige Präsentation spielt mit der Bildsprache von Zeitungsseiten und Social-Media-Posts, während die strukturierte Oberfläche die Materialität eines Hauses evoziert. In die Installation eingebettet sind auch originale Kleinanzeigenseiten – mit Farbspritzern versehen, die von ihrer früheren Nutzung als Malgrund zeugen.

Bei näherer Betrachtung wird eine visuelle Grammatik erkennbar: Strichmännchentamilien, freistehende Eintamilienhauser, Gartengrün und Haustiere – eine vertraute Vorstellung des häuslichen Lebens. Zuweilen lässt die kindliche Ästhetik eine erwachsene Hand im Hintergrund vermuten. Kinder und Erwachsene werden hier gleichermaßen zu beauftragten Bildproduzent* innen zum Zweck der sozialen Tarnung.

Doch an wen richten sich diese Bilder eigentlich? Und welches Bild von „Zuhause“ vermitteln sie? Letztlich sagen die Zeichnungen weniger über die Wohnungssuchenden selbst aus – als über das, was sie glauben, dass Vermieter*innen sehen wollen. So gewähren sie Einblick in die Wert-vorstellungen, Vorurteile und Zugangsmechanismen, die den Weg der Wohnungssuche prägen.



Text: Biennale für Freiburg 3, curated by Lorena Juan

Like many cities, Freiburg is confronted with an extremely tight housing market – even sufficient financial resources are no guarantee of an apartment. Creativity is required when looking for an apartment. Over a period of several months, Karla Zipfel examined the apartment advertisements in the local newspaper Badische Zeitung and came across a recurring strategy used by apartment hunters: Many ads featured hand-drawn illustrations – often by children – that served to emotionally appeal to potential landlords. Schnapp! (Wanted) brings together a selection of these functional drawings.

Enlarged and transferred to canvas using UV printing, the pictures are embedded in a wooden frame construction that is reminiscent of both easels and the architecture of half-timbered façades. The passe-partout-like presentation plays with the visual language of newspaper pages and social media posts, while the textured surface evokes the materiality of a house. Also embedded in the installation are original classified ad pages – with splashes of paint that bear witness to their former use as a painting surface.

On closer inspection, a visual grammar becomes apparent: stick figure families, detached single-family homes, garden greenery and pets – a familiar idea of domestic life. At times, the childlike aesthetic suggests an adult hand in the background. Children and adults alike become commissioned image producers for the purpose of social camouflage.

But who are these images actually aimed at? And what image of “home” do they convey? Ultimately, the drawings say less about the apartment seekers themselves than about what they think landlords want to see. In this way, they provide an insight into the values, prejudices and access mechanisms that shape the process of finding a home.

Fotos:1, 11 Marc Doradzillo für Biennale für Freiburg; übrige: Karla Zipfel